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Bücher

Man kann auch Bücher lesen...

Immer wieder habe ich von Spielern oder Trainern gehört, die "ein Spiel lesen" können. Offenbar haben darüber aber viele vergessen, zur Abwechslung auch mal wieder ein Buch zu lesen.

Ich machen hier jetzt garantiert nicht den Reich-Ranicki für euch, aber ich oute mich hiermit als bekennende Leseratte. Dabei muss es sich nicht immer um Fußball handeln, im Gegenteil! Trotzdem will ich hier natürlich ausschließlich Bücher vorstellen, die sich in der einen oder anderen Form mit unserem Lieblingssport beschäftigen.

Die Auswahl ist völlig subjektiv und hat auch nur ein Kriterium: ich habe diese Bücher alle selber gelesen.

Wenn etwas für euch dabei ist, umso besser!

Zu jedem Buch werde ich den direkten Link auf Amazon.de legen. Unter Freunden verleihe ich aber auch gerne das eine oder andere Buch :-)

Viel Spaß!

Ein Traum vom Fußball

Der afrikanische Junge Rahmane und seine Freunde Tigani und Henri sind begeisterte Fußballer. Ihr großes Talent eröffnet ihnen die Möglichkeit, der Armut in ihrem Dorf zu entfliehen. Ein Scout entdeckt die drei Freunde und nimmt sie mit in die Stadt, wo sie zu Profifußballern ausgebildet werden. Rahmane weiß: Das ist die größte Chance ihres Lebens! Doch das Training ist hart und nur Rahmane ist willensstark genug, um an seinem Traum festzuhalten. Als Belohnung wird er zu einem Trainingslager in die Niederlande geschickt. Es wird keine einfache Zeit, aber Rahmane gibt nicht auf.

Als Jugendtrainer bin ich durch Zufall auf dieses Buch der niederländischen Jugendbuchautorin Lieneke Dijkzeul gestoßen. Und bevor jetzt jemand wegklickt, dieses Buch ist durchaus für Erwachsene geeignet!
Weit ab von unserer verwöhnten Wohlstandswelt existieren Menschen, für die der Fußball viel mehr ist, als sonntägliches Imponiergehabe, Anpöbeln oder Abbau von Aggressionen. Neben der einmaligen Chance mit dem eigenen Talent nicht nur selber reich und berühmt zu werden, besteht darin auch die Verantwortung gegenüber der Familie und der Gemeinschaft. Und anders als bei uns (schaut euch nur die Eltern bei manchen F- und E-Jugend-Spielen an!) zählt dort auch die Freude am Spiel. Auch die gelungene Aktion des Gegners wird respektiert und honoriert. Vielleicht ein Grund dafür, dass afrikanische Mannschaften bei aller Faszination ihres Spiels noch nie so richtig erfolgreich waren?
Letztlich gelingt der Autorin Lieneke Dijkzeul eine bewegende Geschichte, denn die Unterschiede zwischen Europa und Afrika zeigen sich nicht nur beim Fußball. Als Rahmane und seine Freunde die Chance haben, zu Profifußballern ausgebildet zu werden, beginnt eine neue Zeit: die Hoffnung auf ein besseres Leben, hartes Training, Freundschaften werden auf die Probe gestellt. Und immer wieder erhält der Leser eine neue Sichtweise auf unsere vom Wohlstand und Egoismus geprägte Welt!
Dieses Buch sollte die Pflichtlektüre für jeden Möchtegern-Ronaldo sein, der sonntags seine Hochglanz-Nikes spazieren trägt, Training nicht für notwendig und Disziplin für einen neuen Sisha-Tabak hält.
Vermutlich lassen sich solche Jungs aber lieber von DSDS berieseln, als ein Buch zu lesen. Dieses Buch wäre, nein: ist es aber wert.

Fever Pitch: Ballfieber, die Geschichte eines Fans

Die verrückte Geschichte einer lebenslangen Liebe. Ein Fußballfan und sein Verein. Der Fan heißt Nick Hornby, sein Verein Arsenal London: 'Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden . . .'

Ich war mir wirklich nicht sicher, ob ich dieses Buch hier am Spielfeldrand noch aufführen sollte! Es ist eigentlich schon ein Kultbuch und der Name "Nick Hornby" schon ein Garant für hinreißend humorvolle und bewegende Geschichten! Letztlich gibt es aber vielleicht doch noch ein paar Gelegenheitsleser, deswegen zitiere ich jetzt einfach ein paar Überschriften aus den Amazon-Kunden-Rezensionen:

# Die Essenz des Fanseins
# Aus dem Herzen eines Fussballsüchtigen gesprochen !!
# Muss man gelesen haben als Fußball-Fan…
# Die Bibel aller Fußballfans…
# Tagebuch von Millionen von Fans…
# Absolut packend und treffend
# Der beste Roman über Fußball-unschlagbar..

Reicht das?

Wer dieses Buch noch nicht kennt, für den gibt es nur eins: kaufen, lesen und der Tag ist Dein Freund!

Leben bis Männer

Nachdem ich während meiner acht Jahre beim BGS deutsche Geschichte live miterlebt habe, blieb der andere Teil Deutschlands immer ein wenig Ausland. Autoren wir Thomas Brussig halfen mir (und vermutlich bin ich gar keine Ausnahme) im Nachhinein, dieses Ausland zu verstehen. Wer den Film "Sonnenallee" gesehen oder noch besser das Buch "Am kürzeren Ende der Sonnenallee" gelesen hat, wird dem zustimmen.

Hier nun hat Thomas Brussig einen ostalgischen Grantler geschaffen, der als Vereinstrainers aus der Magdeburger Börde sein und unser aller Leben in Beziehung zum Fußball stellt. "Eigentlich ist Fußball ja wegen der Evolution. Das hätten Sie jetzt nicht gedacht, ist aber ne Tatsache. Evolution ist ein Begriff, denk ich mal, also Steinzeit, Neandertaler, Schimpanse, Sie wissen Bescheid. Wir haben ja vor Jahrmillionen auf den Bäumen gehockt, in Asamoahs Heimat, haben die Früchte abgefressen, und als der Baum leergefressen war, mussten wir zum nächsten..." (Zitat).

In diesem Ton geht es weiter, das springt und flitzt so unvorhersehbar wie die Lederkugel auf dem holprigen, regennassen Fußballacker: vom Frauenfußball zum Mauerschützenprozess, vom Torwandschießen zur Kolonialmacht England. Kein Wunder, denn "Fußball ist alles" -- und alles ist Fußball.

Das ist ganz bestimmt nicht immer politisch korrekt und vieles kommt einem aus diversen Stammtischrunden bekannt vor (wer das abstreitet, der ist noch nie nach einem Heimspiel der Kreisklasse bis 22:00 Uhr im Clubheim geblieben ;-). Es macht aber irrsinnig Spaß, der jedoch kurz vor Ende des Spiels (das Buch dauert hat 90 Seiten plus Nachspielzeit…) umschlägt.

Und schuld daran ist Heiko, der Musterschüler unseres Trainers. Bekommt er von seinem Trainer die Anweisung, seinen Gegenspieler 'umzuhauen', 'haut' Heiko seinen Gegenspieler 'um'. Diese Art von blindem Gehorsam war in der deutschen Geschichte leider häufig genug zu finden. Und vermutlich stand irgendein "Heiko" auch mir damals gegenüber auf der anderen Seite der Grenze.

Mein Tipp: sollte jeder deutsche Fußballfan unbedingt gelesen haben!

Danke, Fußball!: Mein Leben

Als Uwe Seeler 1972 mit dem Fußball aufhörte, war ich mir nicht sicher, ob weiter Fußball gespielt werden konnte. Bis dahin war Fußball Uwe Seeler und Uwe Seeler war Fußball. Wie sollte das funktionieren? Gegen wen sollten denn meine Bayern spielen, wenn Uwe Seeler nicht mehr beim HSV wäre. So dominant war für mich als Kind die Persönlichkeit dieses Ausnahmestürmers. Weihnachten 2004 lag unter dem Weihnachtsbaum dann dieses Buch und bis Neujahr hatte ich es verschlungen. Da ich der nachfolgenden Inhaltsangabe wirklich nichts hinzuzufügen habe, hier die Amazon-Rezension:

Aus der Amazon.de-Redaktion
Hatte Deutschland jemals ein besseres Sturmduo als bei der WM 1970 in Mexiko? Uwe Seeler neben dem jungen Gerd Müller! Weltmeister wurde die Mannschaft dennoch nicht, weil sie nach einer dramatischen Verlängerung Italien im Halbfinale unterlag. Uwe Seeler, der Hamburger Wunderstürmer, wurde niemals Weltmeister, nicht einmal Europameister. Dass er dennoch zu den absoluten Legenden des deutschen Fußballs zählt, hat auch mit seiner Persönlichkeit zu tun. Über die erfahren wir in seiner Autobiografie so einiges; zum Beispiel in jenem entscheidenden Augenblick seiner Karriere, als ihm als 25-jährigen Inter Mailand für einen Wechsel nach Italien einen Koffer voller Geld anbot. Bei den damals bescheidenen Verdienstmöglichkeiten im deutschen Fußball eine enorme Versuchung. Aber Seeler dachte nach und sagte nein. Er blieb dem HSV treu bis zum allerletzten Bundesligaspiel 1972.
Uwe Seeler konnte trotz bescheidener Körpergröße Tore köpfen wie kein Zweiter, zur Not auch mit dem Hinterkopf mit dem Rücken zum Tor. Ein übermäßiges schriftstellerisches Talent erwartet da keiner. Aufgezeichnet wurde "Danke, Fußball!" deshalb vom Journalisten Roman Köster. Und dem ist das sehr gut gelungen. Kurzweilig zu lesen, vor allem weil nicht -- wie bei den meisten Biografien -- chronologisch erzählt wird, sondern geschickt mit Einschüben und Zeitsprüngen.
Auch inhaltlich stimmt die Mischung. Man erfährt einiges über den Privatmann Seeler -- Kindheit, Familie, Schicksalsschläge oder wie er sich schon als junger Fußballprofi, was heute undenkbar wäre, als Adidas-Vertreter etwas dazu verdiente. Auch die schwierige Zeit als HSV-Präsident bleibt nicht unerwähnt. Im Mittelpunkt aber stehen eindeutig die Fußballspiele, die großen Matches mit der Nationalmannschaft und mit seinem geliebten HSV, die sehr lebendig und genau nacherzählt werden. Abgerundet wird das Buch durch 140 Fotos aus der Laufbahn dieses markanten Sportlers. Der Fußballfan liest, genießt und kann am Ende nur sagen: Danke, Uwe! --Christian Stahl --

Gibt es einen Fußballgott?

Über dieses Buch bin ich in der Stadtbücherei Segeberg gestolpert. Der Name des Autors kam mir irgendwie bekannt vor, und richtig: die Verfilmung seines Bestsellers "Maria, ihm schmeckt's nicht" läuft gerade in den Kinos!

Dieses kleine Büchlein handelt von Adrian Pfeffer, dem untalentierten, verträumten Antifußballer, der so gerne ein Held auf dem Spielfeld sein möchte. Mit seinen Wünschen und Gebeten nervt er den Fußballgott so lange, bis dieser ihm im Traum erscheint und seinen Wunsch erhört. Auf die Frage von Adrian, warum gerade er ausgewählt wurde, antwortet der Fußballgott:

"Erstens, weil ich Deine Träume nicht mehr mit ansehen kann. Du kannst Dir einfach nicht vorstellen, wie furchtbar es ist, jede Nacht und jeden zweiten Nachmittag Deine Spinnereien zu ertragen. Und zweitens hast du bisher auich nicht über Deine Träume geredet. Wenn es dabei bleibt, sind wir Partner!"
"Ja, gut, ich schwöre es. und ich will Dich auch immer verehren, und ich werde jeden Sonntag eine kleine Kerze für Dich aufstellen!"
"Jaja, geschenkt. Hauptsache, Du hälst die Klappe."
"Danke, Danke, Danke, lieber Gott."

In diesem absurd-witzigen Fußballmärchen nimmt eine phänomenale Fußballerkarriere ihren Lauf!

Das Buch liest sich flott und man ist schnell durch, also kein Buch für lange Winternächte. Aber es läßt einen ahnen, das es sich lohnen kann, an seine Träume zu glauben. Denn wer weiß, vielleicht gibt es ja einen Fußballgott?

Am Ende hat Adrian alle seine Ziele erreicht, ohne jedoch wirklich etwas erreicht zu haben. Und das Buch endet, wie es angefangen hat:

Der linke Fußballschuh drückte gegen seinen kleinen Zeh, der Sopann schmerzte, die Ferse war gerötet, und unter seiner linken Fußsohle wölbte sich eine Blase, groß wie eine Euromünze. Adrian zog die Schuhe aus und warf sie auf den Boden.....

Der Traumhüter

Es gibt leider viel zuwenige Bücher, die man, einmal zur Hand genommen, nicht mehr weg legen möchte. Die spannende und teilweise wirklich märchenhafte Geschichte des Kölners Lars Leese, der aus der Kreisliga Westerwald den Sprung in die englische Premier League schaffte, gehört für jeden Fußballfan in diese Kategorie.

Das ist der Stoff aus dem Träume gemacht sind.

Wer auch immer sich schon mal zum Bolzen auf dem Hof oder am Sonntag in der Turnhalle getroffen hat, wer sich nach seinem Sieg in der Kreisklasse oder im Betriebssport für Minuten wie ein ganz Großer fühlen durfte, der wird dieses Buch lieben.

Der Leser begleitet den talentierten (waren wir nicht alle irgendwie talentiert?) Kölner „Riesen“ Lars Leese von 1991 bis 2001 auf seiner Stippvisite in den Profifußball. Wir erleben Vertragsverhandlungen mit Rainer Callmund, begegnen Rudi Völler in einem Testspiel oder beobachten Erich Ribbeck beim Training. Und dann, als sportlicher Höhepunkt des Buches, der 0:1 Sieg des FC Barnsley gegen den FC Liverpool. Wir sind live in der Kabine oder auf einer Weihnachtsfeier eines englischen Erstligisten. Und als ob es eines Beweise bedurft hätte: die Jungs von der Insel ticken anders.

Das Buch wurde geschrieben von Ronald Reng, einem Sportreporter der u.a. für die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt, und er benutzt dabei sehr geschickt eine doppelte Betrachtungsweise auf die Geschichte. Zum einen die objektive Sicht des Reporters, zum anderen den Blick des betroffenen Torwarts. Dies wird im Buch durch unterschiedliche Schriftarten kenntlich gemacht und es zieht den Leser immer wieder in die Geschichte hinein. Spätestens gegen den FC Liverpool steht der Leser im Tor.

Mit knapp 255 Seiten ist das Buch locker an einem spielfreien Wochenende zu schaffen, es geht aber auch noch schneller. Ehrenwort!

Spielend zur Viererkette

Im August 2012 habe ich zum ersten Mal mit einer Mannschaft (SV Henstedt-Ulzburg, D3-Junioren, Saison 2012/2013) konsequent das ballorientierte Verteidigen innerhalb einer Viererabwehrkette trainieren lassen. Dies bedeutete für mich neben einer Menge Arbeit auch viel Geduld. Nicht alles klappte sofort und es gab auch immer wieder Rückschläge. Die Jungs "meiner" 9er-D-Jugend waren aber hochmotiviert und neugierig auf dieses neue System.

Um gleich alle Vorurteile wegzuwischen: für dieses Spielsystem benötigt man keine aussergewöhnlich talentierte oder besonders intelligente Spieler und auch kein jahrelanges Training. Es reicht eine motivierte Mannschaft, die allerdings verstehen muss, dass das System "Viererabwehrkette" von der gesamten Mannschaft und eben nicht nur von den vier Abwehrspielern gespielt wird!

Das Problem besteht für viele Trainer eher darin, wie setze ich mein Wissen in praktische Übungen um, wie vermeide ich langwierige/langweilige Erklärungen, wie bekomme ich eine Systematik in das Training. Es soll ja nicht nur "Viererabwehrkette" sondern auch weiterhin Grundlagen, Ausdauer und ein klein wenig Taktik geübt werden.

Auf der Suche nach Informationen zu diesem Thema habe ich schließlich dieses Buch gefunden und bin restlos begeistert. Die Übungen sind gut erklärt und bauen logisch aufeinander auf. Für mich ist dies von allen Trainingsbüchern (...und ich habe eine ganze Reihe davon) die beste Investition. Und das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen!

Denn der Erfolg stellte sich schnell ein. Waren wir in der ersten D-Jugendsaison noch Tabellenletzter, führten wir im zweiten Jahr vom ersten bis zum vorletzten Spieltag die Tabelle an und wurden schließlich Vizemeister (einer der o.a. Rückschläge.... nobody is perfect). Ich habe das Team dabei in einem 4-3-1 spielen lassen und damit den Grundstock für das in diesem Verein favorisierte 4-4-2-System auf dem Großfeld gelegt.

Also: eine 100%ige Kaufempfehlung für alle Mannschaften ab 9er-Feld!