Ist die Begeisterung für diesen Sport eine Sucht, eine Krankheit? Wenn ja, dann ist dies meine Krankengeschichte:
Der erste Bolzplatz
Geboren im Jahre 1958 bekam ich das erste Mal an meinem 11. Geburtstag Kontakt zu dem runden Ding. Infiziert durch meinen Vater (ein eingeschworener Schalke Fan) und angesteckt durch Stan Libuda (ja ich weiß, medizinisch nicht möglich...) passierte an diesem Tag Folgendes:
"..und wenn er zum Pinkeln geht..." Der "klassische" Verteidiger: ich glaube jeder Fußballer weiß, wie der Satz weitergeht!
Ein nebliger Oktobertag in Hamburg...
Elf Minuten waren noch zu spielen im Nebel von Hamburg, der bereits 18 Tage anhielt und die passende Kulisse zu den Aussichten der deutschen Fußball-Nationalmannschaft abzugeben schien. 2:2 stand es am 22. Oktober 1969 gegen Schottland im letzten Spiel auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko, und nur ein Sieg über die Briten hätte den Weg frei gemacht - aber den hatte es in der DFB-Geschichte noch nie gegeben. 72 000 Zuschauer bangten im Volksparkstadion mit der wankenden Elf von Bundestrainer Helmut Schön. Zunächst hatte sie den frühen Rückstand nach drei Minuten weggesteckt und war durch Tore von Klaus Fichtel und Gerd Müller 2:1 in Führung gegangen, aber fast im Gegenzug gelang Gilzean nach Fehler von Torwart Sepp Maier das 2:2 (62.). Da kam der Mann an den Ball, der gar nicht hätte spielen sollen. Reinhard "Stan" Libuda stand auf keiner Aufstellung - außer der von Helmut Schön.
Bis zuletzt hatte er die Elf verheimlicht, gab den Journalisten am Nachmittag zwölf Namen, darunter auch den von Schottlands heutigem Teamcoach Berti Vogts. Kurz vor dem Anpfiff lüftete Schön das Geheimnis: "Libuda ist kein Risiko." In den acht Trainingstagen von Malente hatte Libuda Schön dermaßen beeindruckt, dass er ihm den Vorzug vor Siggi Held und Bernd Dörfel gab. Eine geniale Eingebung, wie spätestens in jener 79. Minute jeder einsah. Libuda enteilte seinem Widersacher Greig und schlenzte den Ball aus 20 Metern im Fallen über Torwart Herriot hinweg in den Winkel - ein herrliches Tor, und was für ein wichtiges. Es machte erst die legendären Spiele von Mexiko möglich, und es begründete die Wende im deutsch-schottischen Verhältnis.
Reinhard "Stan" Libuda
Aus dem Radio
SC Victoria Hamburg
Und was danach bei uns zuhause in Hamburg los war, kann sich jeder denken!
Endlich durfte ich im Sportverein die Sparte wechseln: vom Turnen zum Fussball!
Beim SC Victoria Hamburg spielte ich schließlich bis in die A-Jugend. Eine tolle Zeit, in der ich viel über Fußball und Mannschaftssport gelernt habe! Leider sind aus der Zeit nur wenige Dokumente übriggeblieben.
SC Victoria Hamburg
1972: 1.C-Jugend SC Victoria v.l.n.r.: Selle, ??, ??, Riedel, ??, Junghans, Leetz, Witte, Ziggert, ??, ??
22.12.1974: 1.B-Jugend SC Victoria Hamburg Stehend v.l.n.r.: Selle, Sambefski, Vietense, Stellmach, Halex, Süßmilch, Liedtke, Pingel. Kniend v.l.n.r.: Ziggert, Witte, Leetz, Riedel
1975: SC Victoria Hamburg A-Jgd (in hellblauer Trainingsjacke)
1975: SC Victoria Hamburg Am legendären Rothenbaum gegen den HSV, das gibt’s nie wieder!
Eintracht Segeberg
Für das zweite Jahr A-Jugend wechselte ich aus Freundschaft (und Abenteuerlust?) für eine Saison zur Eintracht Segeberg. Das wurde ein wirklich interessantes Jahr. Bis dahin dachte ich immer, es wäre selbstverständlich wenn alle Spieler zu einem Spiel erscheinen. Ganz abgesehen von einheitlichen Trikots... Aber in der Erinnerung hat es trotzdem riesigen Spass gemacht. Das Training war auch wesentlich lockerer :-)
Nach dieser Saison wollte ich dann eigentlich wieder zu “Vicky” zurückkehren...
Eintracht Segeberg
1976: Eintracht Segeberg A-Jgd (kniend, 2. von rechts)
Mit der Rückkehr zur Victoria war meine sportliche Karriere bereits nach dem ersten Sichtungstraining für den Herrenkader beendet.
Die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer Anfang September 1977 setzte Prioritäten, der Beruf war wichtiger als der Freizeitsport.
Im deutschen Herbst 1977 trieb mich mein Beruf durch die Republik und anstelle für meinen Verein Tore zu verhindern, half ich Anschläge zu verhindern.
Verschiedene Versuche (z.B. bei Preußen Reinfeld oder TuRa Harksheide) in den folgenden Jahren sportlich den Anschluss zu halten, schlugen beruflich bedingt immer wieder fehl.
1980: Hundertschaftsauswahl Abteilungsmeisterschaft GSA Küste II/7 (stehend, 3. von links)
Bis 1985 spielte daher ich nur noch gelegentlich, um aber schließlich noch einmal für fünf Jahre regelmäßig in Hamburg im Betriebssport zu kicken.
Mit der Gründung einer Familie, dem Umzug aufs Dorf und dem Bau eines Hauses mehr als beschäftigt, stand ich erst 1994 wieder auf einem Sportplatz. Und damit beginnt die eigentliche Geschichte.
Als ehemaligem Hobby-Fußballer und mittlerweile Vater von zwei Söhnen kam für mich dann im Sommer 1994 die Stunde der Wahrheit. »Kann mich einer der Väter in der nächsten Zeit unterstützen?«, wandte sich der damalige Trainer unseres Ältesten nach einem Spiel an uns Eltern!
Wenige Wochen später war ich Trainer dieser Mannschaft (der ehemalige Trainer hatte sich bei seinem Hausbau etwas verschätzt), drei Jahre später Fußballjugendobmann mit Trainerlizenz.
Eine eigen Internetseite hatte ich anfangs noch gar nicht auf dem Radar. Aber irgendwann hatte ich keine Lust mehr auf Handzettel und Telefonate. So ging es damals los: eine einfache Info-Seite für meine Mannschaft.
Ich wechselte schließlich die Mannschaft, später dann auch die Vereine und die Seite wuchs und wuchs! Jetzt können alle Freunde, Bekannte und Spieler aus meinen Mannschaften noch einmal die letzten Jahre nachvollziehen.
Die Seiten sind natürlich auch allen gewidmet, denen diese “Karriere” bekannt vorkommt oder denen Ähnliches passiert ist. Ihr seid nicht alleine und was Euch passiert, passiert in jedem Verein.
Andererseits ist es vielleicht auch für viele Eltern interessant zu lesen, wieviel Arbeit und Begeisterung notwendig ist, damit ihr Kind am Wochenende im Verein spielen kann..
Die folgenden Bilder zeigen einige Stationen meiner Trainertätigkeit bei der SG Seth, beim TSV Nahe und beim SV Henstedt-Ulzburg!